Aus den Erinnerungen des Marineingenieurs Hans Branscheid:
“Die Zeit der Fertigstellung des Bootes kam heran und somit die ersten Erprobungen auf maschinellem Gebiet und auf tauchtechnische Eigenschaften.
Die hierfür zu treffenden Massnahmen und Vorbereitungen gehören jedoch nicht hierher. Die Einschiffung der Besatzung erfolgte bald, und eines Tages war die Stunde der Indienststellung des Bootes da. Es ist dem Laien nicht allgemein bekannt, dass die Indienststellung eines für den Kriegsdienst bestimmten Schiffsneubaues stets einen feierlichen Akt bedeutet. Mit der Flaggenhissung wird das Schiff erst Kriegsschiff und stellt jetzt eine Einheit im Verbande der Flotte dar. Jeder Mann der Besatzung sehnt sich daher den Tag der Indienststellung möglichst bald herbei, denn er weiss, dass er nun erst ein wirkliches Schiff unter die Beine bekommt, zu dem er gehört und mit dem er auf Tod und Leben sich verbunden fühlt.
Nun ist der Zeitpunkt gekommen, die Mannschaft mit den Einrichtungen des neuen Bootes vertraut zu machen. Offiziere wie Männer müssen in kürzester Zeit auf ihrer ihnen zugeteilten Station und im engeren und weiteren Bereich dienen, die Funktion der vorhandenen Apparate pp. genau kennen. Jeder Handgriff muss geübt nein, um bei auftretenden Gefahren diese für das Schiff abwenden zu können. Um die Besatzung möglichst eingehend zu informieren und um Ihr einen vermutlichen Verlauf eines Gefechtes zu demonstrieren, findet an Bord von Schiffen zeitweilig das Rollenexerzieren statt. Hierunter sind auf Klarschiff- Tauchstationen Massnahmen der Besatzung zu verstehen, die zur Beseitigung angenommener und zur Übung eingelegter Havarie- oder Kriegsschäden durch Feindeinwirkung getroffen werden müssen. Offizier wie Mann werden, kurz gesagt, durch diese Übungen so vertraut mit dem Schiff, dass sie sich bei wirklich eintretenden Gefahren erfolgreich helfen können. Hierzu gehört die genaue Kenntnis der Konstruktion und Aufteilung den Schiffes in seinen Abteilungen und der Hilfsmittel bei Bekämpfung von Gas, Feuer und Wassereinbruch. Denn was nützt es, wenn bei dem Alarmruf „Feuer im Schiff" nicht eine ausgebildete Wehr zufassen oder bei Wassereinbruch nicht eine Lecksicherung eingreifen kann. Es muss bei Gefahren auch schnell und umsichtig gehandelt worden, und das kann man nur mit einem Personal, das selbst im Schlafe weiss, wo das Material zur Bekämpfung von Gefahren zu finden und wie es zweckmässig zu handhaben ist.”
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