Indienststellung

Übernahme durch die Flotte und Indienststellung

Am 17.05.1916 wurde U 54 auf der Germaniawerft durch die Kaiserliche Marine übernommen. Ab diesem Tag wurde das Kriegstagebuch (KTB) durch den Kommandanten, Kapitänleutnant (KL) Volbert Freiherr von Bothmer, geführt.

In der darauffolgenden Woche begann die technische Erprobung durch die Besatzung, sich dabei zeigende Mängel wurden in der Werft sofort instandgesetzt. Alleine die im Kieler Hafen durchgeführten Maschinenerprobungen beanspruchten drei Tage vom 22.-24.05.1916.

Um 08:00 Uhr am 25. Mai 1916 wurde U 54 dann offiziell in Dienst gestellt.

Branscheid kleinAus den Erinnerungen des Marineingenieurs Hans Branscheid:

“Die Zeit der Fertigstellung des Bootes kam heran und somit die ersten Erprobungen auf maschinellem Gebiet und auf tauchtechnische Eigenschaften.

Die hierfür zu treffenden Massnahmen und Vorbereitungen gehören jedoch nicht hierher. Die Einschiffung der Besatzung erfolgte bald, und eines Tages war die Stunde der Indienststellung des Bootes da. Es ist dem Laien nicht allgemein bekannt, dass die Indienststellung eines für den Kriegsdienst bestimmten Schiffsneubaues stets einen feierlichen Akt bedeutet. Mit der Flaggenhissung wird das Schiff erst Kriegsschiff und stellt jetzt eine Einheit im Verbande der Flotte dar. Jeder Mann der Besatzung sehnt sich daher den Tag der Indienststellung möglichst bald herbei, denn er weiss, dass er nun erst ein wirkliches Schiff unter die Beine bekommt, zu dem er gehört und mit dem er auf Tod und Leben sich verbunden fühlt.

Nun ist der Zeitpunkt gekommen, die Mannschaft mit den Einrichtungen des neuen Bootes vertraut zu machen. Offiziere wie Männer müssen in kürzester Zeit auf ihrer ihnen zugeteilten Station und im engeren und weiteren Bereich dienen, die Funktion der vorhandenen Apparate pp. genau kennen. Jeder Handgriff muss geübt nein, um bei auftretenden Gefahren diese für das Schiff abwenden zu können. Um die Besatzung möglichst eingehend zu informieren und um Ihr einen vermutlichen Verlauf eines Gefechtes zu demonstrieren, findet an Bord von Schiffen zeitweilig das Rollenexerzieren statt. Hierunter sind auf Klarschiff- Tauchstationen Massnahmen der Besatzung zu verstehen, die zur Beseitigung angenommener und zur Übung eingelegter Havarie- oder Kriegsschäden durch Feindeinwirkung getroffen werden müssen. Offizier wie Mann werden, kurz gesagt, durch diese Übungen so vertraut mit dem Schiff, dass sie sich bei wirklich eintretenden Gefahren erfolgreich helfen können. Hierzu gehört die genaue Kenntnis der Konstruktion und Aufteilung den Schiffes in seinen Abteilungen und der Hilfsmittel bei Bekämpfung von Gas, Feuer und Wassereinbruch. Denn was nützt es, wenn bei dem Alarmruf „Feuer im Schiff" nicht eine ausgebildete Wehr zufassen oder bei Wassereinbruch nicht eine Lecksicherung eingreifen kann. Es muss bei Gefahren auch schnell und umsichtig gehandelt worden, und das kann man nur mit einem Personal, das selbst im Schlafe weiss, wo das Material zur Bekämpfung von Gefahren zu finden und wie es zweckmässig zu handhaben ist.”

Erprobungen

In der Heikendorfer Bucht (Kieler Förde) wurden Tauchübungen und das Rollenexerzieren in der Zeit vom Tage der Indienst- stellung bis zum 12.06.1916 durchgeführt. Vom 13.-16.06. folgte dann das erste Torpedoschießen in der Eckernförder Bucht. Bis zum 18.06. schlossen sich dann in der Kieler Bucht Tauchübungen und Artillerieschießen an.  

Vom 22.-26.06. waren erneut Instandsetzungsarbeiten auf der Germaniawerft in Kiel erforderlich, an die sich vom 27.-30.06. Tauchübungen in der Heikendorfer Bucht anschlossen. Diese bildeten den Abschluss der Erprobungsphase.

Am 01.07.1916 schleuste U 54 dann morgens um 06:00 Uhr in Holtenau in den Kaiser-Wilhelm-Kanal ein, der nach Anweisung des Lotsen durchfahren wurde. Um 04:00 Uhr morgens am 02.07. schleuste das Boot in Brunsbüttel ein und steuerte danach elbabwärts und in die Nordsee, bis es um 10:50 Uhr in seiner zukünftigen Heimatbasis, dem Kriegshafen in Helgoland, festmachte und in die 2. U-Halbflottille eingegliedert wurde. Auf Befehl des Halbflottillenchefs werden an den beiden folgenden Tagen nochmals Tauchübungen auf Helgoland Reede durchgeführt.

U 54 während der Erprobung - noch ohne Wellenbrecher - zwischen Mutterschiff und UB-Boot

Branscheid kleinAus den Erinnerungen des Marineingenieurs Hans Branscheid:

Nach der Indienststellung und fleissigem Exerzieren auf Tauchstationen und nach weiteren Erprobungen des Bootes auf Taucheigenschaften, erfolgte sehr bald die Seeklarbesichtigung, d.h. die Besichtigung auf seeklaren und einsatzfähigen Zustand des Bootes.

Hat nun die Seeklarbesichtigung des Bootes seine Frontfähigkeit ergeben, ist der Einsatzbefehl zu erwarten. Der kommt dann auch bald und ich vergegenwärtige mich lebhaft des Tages, als unser Boot, mit Blumen und frischem Grün geschmückt, zur ersten Fernfahrt den Hafen verließ. Der Gedanke an den Vergleich alter kühner Wikingerfahrten kam uns von selbst im Anblick unseres wehrhaften Bootes und seit altersher zogen ja schon die Streiter zu Wasser wie zu Lande blumengeschmückt in die Schlacht in Erwartung des Sieges und einer glücklichen Heimkehr.”

U54 geschmückt bei 1. Ausfahrt