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1. Einsatz

04. bis 13.07.1916 - Deutsche Bucht und Nordsee

Als Folge des Sussex-Zwischenfalls im März 1916 wurden die U-Boote auf Anordnung des Flottenchefs, Admiral Scheer, vom Handelskrieg nach Prisenordnung zurückgerufen. Stattdessen sollten sie für Angriffe auf die britische Grand Fleet eingesetzt werden.

Durch den Führer der Unterseeboote (F.d.U.), Hermann Bauer, wurde ein Plan zum Aufspüren der britischen Flotte ausgearbeitet, der in der in der ersten Julihälfte von den in Helgoland stationierten U-Booten der 2. U-Halbflottille durchgeführt werden sollte:

“Die zur Zeit verwendungsbereiten vierzehn großen U-Boote sollen in 15 sm Abstand in einem Kreise aufgestellt werden. Der Mittelpunkt des Kreises liegt am 5. Juli, 11 Uhr vormittags, auf 57° Nordbreite, 0° Länge, also etwa 70 sm östlich von Aberdeen. Die Aufstellung der Boote auf dem Kreisumfang ergibt sich aus beiliegender Skizze. Der Kreis bewegt sich mit 7 sm Geschwindigkeit nach Nordosten, der Mittelpunkt soll folgende Positionen erreichen:

Der Kreis gelangt also am 8. Juli, 19 Uhr, wieder auf den schon am 6. Juli, 11 Uhr, erreichten Punkt. Es soll also das Gebiet Schottland - Norwegen eine halbe Woche lang unter sorgfältiger Beobachtung gehalten werden.

Feindliche Kriegsschiffe sind anzugreifen, Handelsschiffe sind nicht zu behelligen.”

Zum Ende der Operation am 8. Juli um 19 Uhr löste sich der Kreis auf. Eine Hälfte der U-Boote, wozu auch U 54 gehörte, suchte in breiter Front das Skagerrak ab, die andere Hälfte suchte weiter die östliche Nordsee bis zum 60. Breitengrad ab. Am 10. Juli um 20 Uhr sollten dann alle vierzehn U-Boote in einer Linie, beginnend südlich der Insel Egerö bis auf die Höhe von Edinburgh stehen. Von dort aus sollte mit der etwa 100 sm breiten Linie die Nordsee mit Westkurs auf Schottland zu abgesucht und am 11./ 12. Juli um Mitternacht der Rückmarsch angetreten werden.

Die Unternehmung erwies sich als Misserfolg, da keine Einheiten der Grand Fleet gesichtet wurden.

 

 

 

Die Fahrt von U 54:

Skizze 1

04.07.1916

Um 10:20 Uhr wirft U 54 zu einer neuntägigen Unternehmung los und steuert Nordkurs. Auf Höhe der Amrumbank kommen das Luftschiff L 24 und ein Flieger in Sicht, mit denen Erkennungssignale gewechselt werden. Der Winkspruch an L 24 blieb ohne Antwort. Danach werden das Lister Tief und Horns Riff passiert um zur vorgegebenen Position zu gelangen. In der Nacht wird Alarm gegeben und zur Unterwassernachtfahrt getaucht.

05.07.1916

Nach dem Auftauchen um 05:00 Uhr erreicht das Boot 09:30 Uhr die vorgegebene Position. Um 17:37 Uhr wird wieder für eine halbe Stunde getaucht und danach nach Osten gesteuert.

06.07.1916

Hanstholm kommt um 01:20 Uhr in Sicht. Östlich davon wird auf Position gegangen. Von 14:20 - 15:50 Uhr wird getaucht. Nach dem Auftauchen wird Westkurs angelegt. Kurz nach 17 Uhr kommt dann in 500 m Abstand ein getauchtes U-Boot in Sicht, so dass mit aller Kraft abgedreht wird. Danach geht das Boot wieder auf alten Kurs. Um 20:20 Uhr wird die neue Position unter Wasser angesteuert.

07.07.1916

Auftauchen um 05:30 Uhr und wieder nach Osten gesteuert. Nachdem um 09:33 Uhr U 71 (KL Hugo Schmidt) in Sicht gekommen und Erkennungssignale gewechselt wurden, wird weiter bis Bobsbjerk östlich und danach Richtung Süden gefahren. U 71 wird ein zweites Mal getroffen als auf Südwestkurs Horns Riff angesteuert wird. Am Abend wird eine Mine gesichtet und abgeschossen. Um 22:18 Uhr werden ein feindlicher Zerstörer und vier dahinter stehende Rauchwolken bemerkt. Sofort wird getaucht und zum Unterwasserangriff angesetzt. Der als Sicherung fahrende Zerstörer dreht jedoch ab, wonach aufgetaucht und die Verfolgung aufgenommen wird. Nachdem die Rauchwolke des Zerstörers außer Sicht kommt, muss die Verfolgung aufgegeben und die befohlene Position wieder eingenommen werden. Dort wird eine Flottille von Fahrzeugen, die helle Lichter gesetzt haben und sich im dauernden Morseverkehr miteinander befinden, ausgemacht. Offenbar schleppen je zwei Fahrzeuge ein Netz hinter sich her und suchen den Bereich ab. U 54 läuft nach Süden ab. Beim Hellwerden werden die Schiffe als holländische Fischdampfer ausgemacht.

08.07.1916

Ab 04:30 Uhr wird Ostkurs gesetzt. Am Morgen wird wieder eine Treibmine gesichtet.

09.07.1916

Der östliche Kurs wird bis zum Sichten der Küste beibehalten, ab 11:35 Uhr dann wieder Westkurs gefahren.

10.07.1916

Auf Westkurs werden zeitweise Tauchübungen durchgeführt. Ab 20:00 Uhr wird über Nacht getaucht.

11.07.1916

Nach dem Auftauchen um 4 Uhr wird Ostkurs angelegt. Um 07:10 Uhr kommt ein U-Boot in Sicht, vor dem mit hoher Fahrt abgedreht werden muss, da es taucht und außer Sicht kommt. Am Nachmittag wird wieder eine Mine abgeschossen.

12.07.1916

Ab 11:30 Uhr wird Nordkurs gesteuert, bis Land in Sicht kommt. Danach wieder auf Südkurs. Nach einem Tauchgang von einer knappen Stunde wird um 18:25 Uhr der Rückmarsch angetreten und nach dem Passieren des Nordmannstief Kurs auf Helgoland genommen.

13.07.1916

Wegen schlechter Sicht müssen ab Mitternacht Funkpeilungen durchgeführt und die Tiefe durch Lotwürfe festgestellt werden. Um 06:25 Uhr wird der Hafen in Helgoland erreicht.

Branscheid kleinAus den Erinnerungen des Marineingenieurs Hans Branscheid:

Wir befanden uns jetzt auf Kriegsmarsch und sollten den Hebel mit ansetzen, den Blockadering zu sprengen, den die englische Seekriegführung um unsere Häfen gelegt hatte. Das Boot steuert nun in die offene See. Das Land versinkt langsam den Blicken und wie in solchen Fällen sich die Natur dem Seemann anders darbietet, so verändert auch er sich im gleichen Maße. Durch die Weite den Meeres wird auch er ein anderer, es scheint etwas von ihm abzufallen, er schaltet gleichsam um, sein Wesen wird freier und ungezwungener, kurz gesagt, er fühlt und erlebt die Freiheit der See, die Weite des Meeres und der Welt.”

U54-61