Marthe Marguerite

Marthe Marguerite (F)

Drei-Mast-Stahlbark

 

Werft: Pickersgill & Sons, Sunderland (GB)

Stapellauf: 1884 als Snowdrop, im gleichen Jahr für 83.000 Francs verkauft an Pitre Rosier, Nantes, 1911 an Brüder Fleuriot, Nantes

 

Volumen: 588 BRT

Eigner: George Hailhaust, Nantes

Route: 31.08.1917 Nantes - Fort de France (Martinique)

Ladung: Kohlen

Bewaffnung: 2 Geschütze 5,7 cm (amerikanisch)

Versenkt: 19.09.1917 durch Artillerie, keine Toten

Ort: Atlantik vor Golf von Biscaya

Position: 46°33’ N, 12°00’ W

Marthe Marguerite im Hafen von Nantes (Postkarte)

Unter dem Kommando von Kapitän Charles Louis Sautrel wird die “Marthe Marguerite” in Nantes für eine Fernfahrt nach Fort de France auf Martinique ausgerüstet. An Bord sind 14 Besatzungsmitglieder und 3 Soldaten zur Bedienung der beiden, am Heck angebrachten Geschütze:

Capitaine Sautrel-Mannschaft Marthe Marguerite
Capitaine Sautrel

Name

Funktion

Geboren

Geburtsort

Seemannsregister

SAUTREL, Charles Louis

Kapitän

17.12.1872

Le Havre

Le Havre (zugleich Fähnrich der Reserve)

BELHÔTE, Félix

Erster Offizier

08.08.1879

Chateauneuf

St. Malo

SIVAGER, George

Oberbootsmann

13.01.1877

Basse Pointe

St. Pierre / Martinique

CHARRIER, Jules  

Schiffskoch

1883

Noirmoutier

Noirmoutier

BRIDE, Théodore Zéphirin   

Matrose

1884

Les Saintes

Les Saintes / Guadeloupe

BOCALY, Alphonse

Matrose

1885

La Trinité

La Trinité

LELEC, Louis          

Matrose

 

 

Auray

LE GUENNEC, Julien

Matrose

 

 

Lorient

HELARY, Pierre      

Matrose

1891

Plouezel

Paimpol

LE DORIOL, Joseph

Matrose

 

 

Vannes

PESQUER, Joseph  

Matrose

 

 

Auray

DESPLANQUE, Maurice

Leichtmatrose

1900

Coutance

Vannes

EVENO, Georges    

Leichtmatrose

1901

Nantes

Nantes

BICHON, Gabriel      

Schiffsjunge

05.12.1901

St. Nazaire

Noirmoutier

Soldaten:

 

 

 

 

PICQUEREL, Jean

Kanonier

 

 

Granville

MARTIN, Lhoro      

Hilfskanonier

 

 

Lorient

GAUDUCHON, Gaston

Hilfskanonier

 

 

Rochefort

Die letzte Fahrt der “Marthe Marguerite” schilderte Kapitän Sautrel gegenüber einer Untersuchungskommission zur Bewertung des Unterganges am 05.11.1917:

 

Am 12.09.1917 verließ die im Hafen von Nantes für die Fernfahrt beladene Drei-Mast-Bark nachts um 3 Uhr die Reede in der kleinen Bucht von St. Nazaire und setzte morgens um 7 Uhr Kurs auf Fort-de-France. Zwischen dem 13. und 17.09. begegnete das Schiff, getrieben von einer leichten Brise aus NNO, zwei Viermastern und einem Schoner. Am 18.09. frischte der Wind dann auf und drehte auf SO/SSO. Starker Wellengang läßt das Schiff rollen.

Am Morgen des 19.09., bei Sonnenaufgang um 6 Uhr, flaut der Wind zu einer schwachen Brise aus NO mit ruhiger See ab. Mit gesetzten Bram- und Besansegel macht das Schiff leichte Fahrt mit Kurs OSO. Um 14:15 Uhr bei Position 46°33’ N, 12°00’ W wird vom Schiff aus bei sehr klarer Sicht in einer Entfernung von 5 - 6 Meilen backbord querab ein U-Boot gesichtet. Fast gleichzeitig fiel ein Kanonenschuss. Die Granate zog eine weiße Spur, flog über das Schiff und schlug steuerbord, rund 500 m von der Bordwand entfernt auf. Das feindliche Feuer wird aus zwei Geschützen fortgesetzt, Splitter von Schrapnells flogen um uns herum und schlugen in den Bordwänden ein.

Wir waren gefechtsbereit, jedoch war es unmöglich, unsere Geschütze zu gebrauchen, da das U-Boot backbord in einer zu großen Entfernung von mindestens 10.000 m lag.  Darüber hinaus war es nahezu windstill und die Sonne stand an steuerbord, so dass wir in einer ungünstigen Position waren. Eine Granate schlug in der Takelage ein, eine andere durchschlug die Deckaufbauten von Seite zu Seite.

Im gegenseitigen Einvernehmen wurde beschlossen, das Schiff zu verlassen, was dann mit größter Ordnung erfolgte. Die Mannschaft zeigte große Ruhe und Kaltblütigkeit. Es war zu dieser Zeit 14:25 Uhr. Ich schätzte unsere Position 250 sm vor der Küste von Spanien und 330 sm vom Point de Penmarch entfernt. Es war Zeit, denn die Granaten und Schrapnells schlugen um uns herum in den oberen Teil und die Aufbauten des Schiffes ein.

Um 15:25 Uhr sank das arme Schiff nach mehr als 50 Kanonenschüssen. Ich hatte erwartet, dass das U-Boot auf mich zukam, doch es geschah nichts. Später in der Nacht, nachdem wir 5 Stunden auf dem Meer schwammen, kam eine frische Brise aus Westen und wir konnten Segel setzen. Zwei Tage waren wir auf dem Weg nach Osten, dann setzten wir SSO-Kurs um die spanische Küste zu erreichen.

Am 22.09. mittags, ich vermutete uns 100 sm vor der Küste, war Ostwind und raue See, so dass wir ständig nass waren. Um 18 Uhr sahen wir dann einen Dampfer, dem wir den Weg abschnitten. Um 18:45 Uhr wurden wir dann von dem Dampfer „Amiral Troude“ der Reederei „Compagnie des Chargeurs Réunis“ auf dem Weg nach Dakar aufgenommen.

Wir befanden uns genau auf 45°21’ N, 7°39’ W, ein wenig weiter als ich dachte. An Bord erhielten wir eine gute Betreuung, trockene Kleidung, ein gutes Essen, eine gute Unterkunft und es ging uns sehr gut.

Während der drei Tage und vier Stunden, die wir im Rettungsboot verbracht haben, litten wir furchtbar unter der Feuchtigkeit und besonders nachts der Kälte. Sturzseen schlugen ins Boot und ohne Unterbrechung, Tag und Nacht, war ein Mann damit beschäftigt, das Wasser wieder aus dem Boot zu entleeren.

Am 23.09. morgens um 8:30 Uhr war dann bedrohlich laut die Sirene der „Amiral Troude“ hören: Aus 800 m Entfernung kam ein Torpedo von backbord auf das Schiff zu. Niemand hatte ein Periskop gesehen und das U-Boot zeigte sich erst 25 Minuten später – außer Reichweite der Kanonen und in der Sonne. Danach sind wir ohne Schwierigkeit bis nach Dakar gefahren, wo wir am 30. September 1917 vor Anker gegangen sind.  

Dies ist mein in all seinen Inhalten aufrichtiger Bericht, wobei ich mir vorbehalte, ihn wenn nötig zu ergänzen.“

 

Die Untersuchungskommission zum Schiffbruch der „Marthe Marguerite“ erstellte daraufhin den Abschlussbericht:

Die Kommission glaubt, dass der Segler „Marthe Marguerite“, wegen Windstille manövrierunfähig, dazu bestimmt war, vom Feuer eines Feindes, der stärker bewaffnet und im Vergleich der Positionen im Vorteil war, zerstört zu werden.

Die Kommission kommt zu dem Schluss, dass die Aufgabe des Schiffes unter diesen Bedingungen – bevor auch die Rettungsboote unbrauchbar gemacht wurden – die einzige Möglichkeit war, zu versuchen, das Personal zu retten.

Das Verhalten des Kapitäns und des Personals war richtig und gibt nicht zu Sanktionen Anlass. Das Verlassen des Schiffes ist unter zufriedenstellenden Bedingungen, ruhig und gelassen erfolgt und das Rettungsboot ist mit Lebensmitteln und mit dem Nötigen für eine Schifffahrt von mehr als drei Tagen ausgestattet worden.

Marthe Marguerite - Untergang

Schilderung des Angriffs von U 54 auf die Amiral Troude durch Kapitän Charles Néron:

“Um 9:00 wird trotz der Reflektion des Sonnenlichts auf dem Wasser, das Kielwasser eines Torpedos vom Heck aus Steuerbord erblickt, der ca.  500 m von dem Schiff entfernt abgeschossen wurde. Ganz nach rechts abgedreht. Der Torpedo geht 30 m an Steuerbord vorbei. Dann zurück auf Kurs. Es ist durch Entschlusskraft des Wachoffiziers, Herrn Le Corre zu verdanken, dass wir dem Torpedo entkommen sind. Dieser Offizier hat eine schwarze Sonnenbrille getragen und war in  der Lage, den Abschuss und das Kielwasser des Torpedos in der Sonne zu  sehen. Er gab sofot Signal und alarmierte die Gefechtsstationen. Ich war zu dieser Zeit auf der Brücke um dem zweiten Kapitän (1. Offizier) Anweisungen für die Arbeit des Tages zu geben. Ich kam einige Sekunden, nachdem die der Schwenk nach Steuerbord vollzogen war, auf der Brücke. Das U-Boot hatte in der Sonne gestanden und wartete darauf, dass wir einen Schwenk nach Backbord machen. Aber Herr Le Corre drehte zweimal nach Steuerbord. Das U-Boot dachte dann, dass wir es gesichtet haben und startete seinen Torpedo. Die Geschwindigkeit unserer Reaktion veranlasste ihn aber, sein Ziel zu verfehlen. "

 

Amiral Troude

 

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