Am 12.09.1917 verließ die im Hafen von Nantes für die Fernfahrt beladene Drei-Mast-Bark nachts um 3 Uhr die Reede in der kleinen Bucht von St. Nazaire und setzte morgens um 7 Uhr Kurs auf Fort-de-France. Zwischen dem 13. und 17.09. begegnete das Schiff, getrieben von einer leichten Brise aus NNO, zwei Viermastern und einem Schoner. Am 18.09. frischte der Wind dann auf und drehte auf SO/SSO. Starker Wellengang läßt das Schiff rollen.
Am Morgen des 19.09., bei Sonnenaufgang um 6 Uhr, flaut der Wind zu einer schwachen Brise aus NO mit ruhiger See ab. Mit gesetzten Bram- und Besansegel macht das Schiff leichte Fahrt mit Kurs OSO. Um 14:15 Uhr bei Position 46°33’ N, 12°00’ W wird vom Schiff aus bei sehr klarer Sicht in einer Entfernung von 5 - 6 Meilen backbord querab ein U-Boot gesichtet. Fast gleichzeitig fiel ein Kanonenschuss. Die Granate zog eine weiße Spur, flog über das Schiff und schlug steuerbord, rund 500 m von der Bordwand entfernt auf. Das feindliche Feuer wird aus zwei Geschützen fortgesetzt, Splitter von Schrapnells flogen um uns herum und schlugen in den Bordwänden ein.
Wir waren gefechtsbereit, jedoch war es unmöglich, unsere Geschütze zu gebrauchen, da das U-Boot backbord in einer zu großen Entfernung von mindestens 10.000 m lag. Darüber hinaus war es nahezu windstill und die Sonne stand an steuerbord, so dass wir in einer ungünstigen Position waren. Eine Granate schlug in der Takelage ein, eine andere durchschlug die Deckaufbauten von Seite zu Seite.
Im gegenseitigen Einvernehmen wurde beschlossen, das Schiff zu verlassen, was dann mit größter Ordnung erfolgte. Die Mannschaft zeigte große Ruhe und Kaltblütigkeit. Es war zu dieser Zeit 14:25 Uhr. Ich schätzte unsere Position 250 sm vor der Küste von Spanien und 330 sm vom Point de Penmarch entfernt. Es war Zeit, denn die Granaten und Schrapnells schlugen um uns herum in den oberen Teil und die Aufbauten des Schiffes ein.
Um 15:25 Uhr sank das arme Schiff nach mehr als 50 Kanonenschüssen. Ich hatte erwartet, dass das U-Boot auf mich zukam, doch es geschah nichts. Später in der Nacht, nachdem wir 5 Stunden auf dem Meer schwammen, kam eine frische Brise aus Westen und wir konnten Segel setzen. Zwei Tage waren wir auf dem Weg nach Osten, dann setzten wir SSO-Kurs um die spanische Küste zu erreichen.
Am 22.09. mittags, ich vermutete uns 100 sm vor der Küste, war Ostwind und raue See, so dass wir ständig nass waren. Um 18 Uhr sahen wir dann einen Dampfer, dem wir den Weg abschnitten. Um 18:45 Uhr wurden wir dann von dem Dampfer „Amiral Troude“ der Reederei „Compagnie des Chargeurs Réunis“ auf dem Weg nach Dakar aufgenommen.
Wir befanden uns genau auf 45°21’ N, 7°39’ W, ein wenig weiter als ich dachte. An Bord erhielten wir eine gute Betreuung, trockene Kleidung, ein gutes Essen, eine gute Unterkunft und es ging uns sehr gut.
Während der drei Tage und vier Stunden, die wir im Rettungsboot verbracht haben, litten wir furchtbar unter der Feuchtigkeit und besonders nachts der Kälte. Sturzseen schlugen ins Boot und ohne Unterbrechung, Tag und Nacht, war ein Mann damit beschäftigt, das Wasser wieder aus dem Boot zu entleeren.
Am 23.09. morgens um 8:30 Uhr war dann bedrohlich laut die Sirene der „Amiral Troude“ hören: Aus 800 m Entfernung kam ein Torpedo von backbord auf das Schiff zu. Niemand hatte ein Periskop gesehen und das U-Boot zeigte sich erst 25 Minuten später – außer Reichweite der Kanonen und in der Sonne. Danach sind wir ohne Schwierigkeit bis nach Dakar gefahren, wo wir am 30. September 1917 vor Anker gegangen sind.
Dies ist mein in all seinen Inhalten aufrichtiger Bericht, wobei ich mir vorbehalte, ihn wenn nötig zu ergänzen.“
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