4. Fahrt

28.05. - 23.06.1917; Atlantik um Irland

Am 22.05. kehrte U 54 mit seinem neuen Kommandanten, KL Kurt Heeseler, von Wilhelmshaven nach Helgoland zurück.

Das ursprünglich für den 26.10.1917 vorgesehene Auslaufen zur Fernunternehmung muss wegen Stabilitätsproblemen nach Einbau des 10,5 cm Geschützes. Das 8,8 cm Geschütz muss ausgebaut und umballastiert werden.

28.05.1917

Kapitänleutnant Heeseler läßt auf Helgoland um 4 Uhr zu seiner ersten Fernfahrt mit U 54 loswerfen. Ab List Ansteuerungstonne übernimmt die III. Halbflottille mit Minensuchgerät die Begleitung bis nördlich vom Nordmannstief. Eine Rotte der III. Halbflottille (lt. KTB der II. U-Halbflottille handelte es sich um Geleitboote der 12. T-Halbflottille) begleitet weiter bis U 54 außerhalb des Sperrgebietes ist. Um 14 Uhr machen die Begleitboote bei Lyngwig Leuchtturm kehrt. Auf dem weiteren Nordkurs wird ein Prüfungstauchen absolviert.

 

29.05.1917

Morgens um 5 Uhr tritt U 54 ins deutsche Sperrgebiet ein und steuert weiter nach Norden.

 

30.05.1917

Wegen dichten Nebels wird nachts auf 20 m getaucht. Um 5 Uhr wird nach dem Auftauchen der 60. Breitengrad passiert. Muckle Flugga kommt um 13:30 Uhr in Sicht. Auf Westkurs kommen mehrmals Rauchwolken in Sicht.

 

31.05.1917

Im Atlantik frischt der Wind auf. Schwere Dünung bei Windstärke 5-6. Ein bewachter, großer Segler kommt in Sicht. U 54 weicht aus, da wegen des Seeganges kein Waffengebrauch möglich ist.

 

01.06.1917

Südwestkurs durch den Atlantik.

 

02.06.1917

Bei weiter starker Dünung auf Südkurs, bis mittags das Seegebiet vor dem Nordkanal erreicht ist. Es kommen keine Schiffe in Sicht.

 

03.06.1917

U 54 kreuzt weiter vor dem Nordkanal. Um 16:45 Uhr werden zwei Tankdampfer im Geleitzug mit einer Sicherung durch bewaffnete Fischdampfer gesichtet. Die Verfolgung wird aufgenommen. Am Abend taucht das U-Boot zum Unterwasserangriff auf den ersten großen Tankdampfer, der um 23 Uhr mit Torpedo durchgeführt wird. Getroffen wird der britische, 12.250 BRT große Tankdampfer "San Lorenzo" der The Eagle Tanker Co., London.

 

04.06.1917

Da keine Schraubengeräusche mehr zu hören sind, taucht U 54 gegen Mitternacht auf. Da der weiter bewachte Dampfer noch gestoppt auf ebenem Kiel liegt, beabsichtigt KL Heeseler einen neuen Angriff am Morgen. Er läuft ab und macht um halb fünf Uhr kehrt um beim Hellwerden wieder beim Dampfer zu sein. Dieser kommt jedoch trotz Suchens nicht mehr in Sicht. U 54 nimmt an, dass der Dampfer gesunken ist. Tatsächlich konnte der Tanker jedoch die Fahrt fortsetzen und wurde wieder instand gesetzt. Mit U 70 (KL Otto Wünsche) werden um 8 Uhr Winksprüche ausgetauscht.

Im Verlauf des Nachmittags werden noch mehrere gesichtete Rauchfahnen verfolgt, die Dampfer sind jedoch zu schnell, so dass kein Angriff möglich wird. Da in einem am Abend gesichteten kleinen Dampfer, der sich fast auf der Stelle hält, eine U-Bootsfalle vermutet wird, dreht U 54 ab.

 

05.06.1917

Die Stellung vor dem Nordkanal wird aufgegeben und nach Süden gesteuert.

 

06.06.1917

Am Morgen kommt ein großer Vierschornstein-Zerstörer in Sicht, dem ausgewichen wird.

 

07.06.1917

Jonathan Holt-thumbGegen 13:30 Uhr kommt ein kleinerer Dampfer in Sicht und wird nur eine Stunde später durch Torpedo versenkt. Nach dem Auftauchen wird versucht, mit der Besatzung in den Rettungsbooten des Dampfers Kontakt aufzunehmen und den Namen des Schiffes festzustellen. Der Versuch scheitert wegen des Seeganges und dem Auftauchen eines verdächtigen Fahrzeuges am Horizont. Versenkt wurde der britische Dampfer "Jonathan Holt".

 

08.06.1917

Kurz nach 9 Uhr kommt eine Rauchwolke in Sicht und ein Unterwasserangriff angesetzt. Aufgrund der starken Dünung durchbricht der Turm jedoch noch bei 12 m Tauchtiefe häufig die Wasseroberfläche. Der Angriff wird daher abgebrochen und aufgetaucht.

 

09.06.1917

U 54 kreuzt weiter auf seiner Position.

 

10.06.1917

Ein neues Gebiet wird angesteuert. Wegen mangelnder Sicht wird bis zum Morgen getaucht.

 

11.06.1917

Um 7:20 Uhr wird zum Unterwasserangriff auf einen Dampfer angesetzt. Dieser bemerkt jedoch bei ölglatter See wohl das Sehrohr des U-Bootes auf große Entfernung und dreht ab. Nach dem Auftauchen kommt um 10:35 Uhr ein neuer Dampfer in Sicht, der Zickzack-Kurse fährt. Der Dampfer setzt eine Flagge und gibt einen Funkspruch ab. Offenbar wurde U 54 bemerkt. Obwohl mittlerweile mehrere Zerstörer aufgetaucht waren, wird ein Torpedo auf den Dampfer abgeschossen, der jedoch hinter dem Heck des Schiffes vorbeiläuft. Als die Blasenbahn bemerkt wird, feuert das Heckgeschütz des Dampfers auf U 54, das daraufhin auf 20, später 40 m wegtaucht. Aufgrund des Verhaltens des Dampfers und der offensichtlichen Zusammenarbeit mit Zerstörern wird eine U-Bootfalle vermutet.

 

12.06.1917

Um 9 Uhr ist eine Rauchwolke in Sicht. Sie stammt von einem kleinen Dampfer mit höchstens 1.000 t, offenbar einem Bewachungsfahrzeug. Daher wird der Unterwasserangriff aufgegeben. Das Schiff stoppt, als es das U-Boot sichtet. Aus einiger Entfernung schießt U 54 mehrere Granaten auf das Schiff, woraufhin dies mit Artillerie erwidert und sich dann mit hoher Geschwindigkeit entfernt.

 

13.06.1917

Aus einer Regenböe taucht morgens ein Dampfer auf, den U 54 jedoch gegen die Dünung nicht verfolgen kann. Dies ist auch bei einem zweiten Dampfer so. Kurz vor 13 Uhr kommt dann ein Fahrzeug mit östlichem Kurs in Sicht, das sofort angegriffen wird. Der Torpedo trifft den Dampfer "Darius" am vorderen Mast. Die Besatzung in den Booten konnte nicht genau verstanden werden, jedoch ließ die Farbe des Wassers an der Untergangsstelle darauf schließen, dass Erz geladen war. Die Verfolgung eines weiteren Dampfers am Abend verlief ergebnislos.

 

14.06.1917

Nachmittags werden zwei Dampfer gesichtet. Während der erste wieder außer Sicht kommt, wird der zweite um 18:00 Uhr angegriffen. Wegen der Zickzackkurse des Dampfers kam U 54 nicht näher als 1.200 m heran. Der Torpedo verfehlte auf diese Entfernung sein Ziel. Man hört noch die Detonationen von zwei Wasserbomben, die offenbar von dem Dampfer geworfen wurden.

 

15.06.1917

Kurz nach Mitternacht wird ein Nachtangriff auf einen Dampfer angesetzt. Kurz vor dem Schuss dreht dieser jedoch plötzlich auf das U-Boot zu, dass mit Alarmtauchen auf 20 m Tiefe gehen muss. Beim Auftauchen ist der Dampfer außer Sicht. Im Verlauf des Tages ist wegen starker Dünung weiterer Waffengebrauch ausgeschlossen.

 

16.06.1917

Da der Brotvorrat in einer für acht Tage reichenden Menge verschimmelt ist, beabsichtigt KL Heeseler, nach Norden zu steuern. Nachmittags werden zunächst ein feindlicher Zerstörer, dann ein U-Boot der G- oder I-Klasse gesichtet.

 

17.06.1917

U 54 hält weiter Nordkurs.

 

18.06.1917

Um 8 Uhr morgens ist der Nordkanal erreicht. Das Wetter verschlechtert sich und das stark fallende Barometer verspricht für die nächsten Tage keine Besserung. Die Position vor dem Nordkanal wird daher aufgegeben und fährt weiter nach Norden um eventuell auf den Konvoiwegen, die von SMS Arkona per F.T. durchgegeben wurden, Schiffe anzugreifen.

 

19.06.1917

Auf Nordkurs wird um 19:30 Uhr ein Passagierdampfer gesichtet, bei dem es sich offenbar um einen zwischen den Orkneys und den Faröer-Inseln kreuzenden Hilfskreuzer handelt. Die dreistündige Verfolgung verläuft aufgrund der Geschwindigkeit des Kreuzers ergebnislos.

 

20.06.1917

Mittags wird einem Zerstörer ausgewichen und die Nordsee erreicht. Um 19:30 Uhr kommt ein U-Boot in Sicht. Per F.T. werden Erkennungssignale ausgetauscht. Es ist U 53 (KL Hans Rose), das sich auf dem Ausmarsch befindet. Die auf der Fahrt gemachten Erfahrungen werden ausgetauscht. Danach wird auf SO-Kurs der Konvoiweg zwischen Bergen und England angesteuert.

 

21.06.1917

Um 4:30 Uhr kommt eine größere Anzahl Rauchwolken in Sicht. Sie werden als Konvoi von acht Dampfern, der von vier Zerstörern und vier U-Boots-Jägern begleitet wird, erkannt. An Backbord erscheint ein U-Boot, das als eigenes erkannt wird. Dieses feuert ein Erkennungssignal, durch das der Convoi anscheinend auf die U-Boote aufmerksam wird und abdreht.

 

22.06.1917

Turbinia-klickenDie dänische Küste wird angesteuert. Auch mit großer Antenne (Mastantenne) ist keine Verbindung mit SMS Arkona möglich. Nachmittags kommen zwei Dampfer in Sicht, die mit Artillerie angehalten werden. Es handelt sich um die beiden holländischen Dampfer "Vieringen" und "Turbinia" aus Rotterdam. Sie haben nur Ballast geladen und werden entlassen.

 

23.06.1917

Nachts um 2:30 Uhr wird die dänische Küste bei Bobjerg erreicht. Ab Lyngvig Leuchtturm wird unter Führung der XVII. Halbflottille in die Deutsche Bucht eingefahren. Um 19:10 Uhr macht U 54 wieder in Helgoland fest.

 

Auf dieser Fahrt legte U 54 4.660,5 sm über Wasser und 135,0 sm unter Wasser, insgesamt 4.795,5 sm zurück.

 

U54-163

U 54 läuft in Begleitung der Torpedoboots- Flottille durch das Sperrgebiet.

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