9. Fahrt

25.04. - 19.05.1918, Irische See

Am 23.04.1918 gibt es Fliegeralarm auf Helgoland. Falscher Alarm. U 54 und T 161 laufen um 13:20 Uhr zum Torpedoschießen auf Sperrbrecher aus. Um 18:35 laufen sie wieder in Helgoland ein.

25.04.1918

Nach der Ablösung von KL Heeseler durch Oblt. z.S. Hellmuth von Ruckteschell verlässt U 54 Helgoland um 17 Uhr. Der Flottillenchef, Kapitän v. Rosenberg-Gruszcinsky, ist während des Prüfungstauchens an Bord. Danach wird Brunsbüttel angesteuert. Nach dem Durchschleusen erreicht das Boot um Mitternacht den Kaiser-Wilhelm-Kanal und wird von U 80 (KL Karl Koopmann) passiert.

26.04.1918

Bei schönstem Wetter wird nach dem Durchschleusen in Holtenau in der Kieler Bucht an der Blücherbrücke festgemacht und ein Koppelmaat an Bord genommen. Auf der Fahrt nach dem Alsensund wird in Sonderburg angelegt und der Alsensund danach gegen 17 Uhr passiert. In der Apenrader Bucht wird geankert um den Sundlotsen für die Fahrt durch den Arösund an Bord zu nehmen, der das Boot an Feuerschiff A wieder verläßt. Im Kleinen Belt wird bei hellem Mondschein kurz vor Mitternacht Fridericia passiert.

27.04.1918

Beim Hellwerden ist die Insel Anholt erreicht. Beim Eintritt des Bootes in den Sichtweitenkreis des Leuchtturms wird getaucht und in 34 m Tiefe auf Grund der Tag verbracht. Ab 17:30 Uhr wird bis zur Dunkelheit auf Sehrohrtiefe mit langsamer Fahrt weitergefahren und nachts als Überwassermarsch durch den Kattegat fortgesetzt.

28.04.1918

Bei klarem Himmel und guter Sicht wird der Skagerrak in Zickzackkursen durchfahren. Kurz nach 5 Uhr wird vor einem in Sicht gekommenen Sehrohr abgedreht. Nach einem kurzen Prüfungstauchen wird über Wasser durch die Nordsee mit Kurs auf Fair Island ins Sperrgebiet eingefahren.

29.04.1918

In der aufgehenden Sonne wird weit ab ein U-Boot auf Gegenkurs bemerkt. Unterbrochen von erneutem Prüfungstauchen mit Tiefensteuerübung wird der Marsch fortgesetzt.

30.04.1918

Auf Westkurs wird volle Kraft um 01:30 Uhr durch das “Hole” gesteuert. Sunburgh Head ist querab. Die Fair Insel kommt nicht in Sicht. Um 7 Uhr kommt ein Dampfer in Sicht, der Zickzackkurs fährt, schwarz-grau gescheckt ist (sogenannte Dazzle-Camouflage) und achtern über ein 12-Pfünder-Geschütz verfügt.              Nach dem Vorsetzmanöver wird zum Heckangriff getaucht. Der um 8:16 Uhr abgefeuerte C/03 Torpedo trifft den Dampfer nach 18 Sekunden unter dem vorderen Mast. Ohne merkbare Lageveränderung geht der Dampfer auf Gegenkurs, stoppt und setzt zwei Rettungsboote aus. Da dem Kommandanten der Dampfer verdächtig vorkommt, geht er auf 100 m längsseits, um ihn genauer anzusehen. Vor der Brücke steht die Bezeichnung “F 2”, sonst ist nichts besonderes auffällig. Als der 1. Wachoffizier den Dampfer noch einmal durchs Sehrohr betrachtet, wird bei diesem plötzlich aus dem achteren Deckseinschnitt ein Torpedorohr herausgeschoben und ein Torpedo auf das Sehrohr von U 54 abgefeuert. Oblt. von Ruckteschell befiehlt sofort, mit aller Kraft auf 20 m zu tauchen. Der Torpedo trifft das Boot jedoch mit einem dumpfen Stoß ohne zu detonieren. Grund war wohl die kurze Entfernung, so dass die Propellersicherung den Torpedo noch nicht scharf gemacht hatte. Um die U-Boot-Falle - es handelte sich um das Q-Ship HMS Starmount - gänzlich zu entlarven, lässt der Kommandant kurz den Turm des Bootes mit voller Fahrt über die Oberfläche kommen um sofort wieder abzutauchen. Sofort belebte sich jetzt das Deck mit Männern und aus vier voher verdeckten Geschützen kam ein Hagel von Geschossen auf das Sehrohr. Weitere Angriffsversuche auf den Dampfer blieben nicht unbemerkt, so dass diese aufgegeben wurden, nachdem die Batterie 3/4 leer gefahren war. Nach einer Funkwarnung an alle Schiffe wurde der Marsch fortgesetzt.

01.05.1918

Im Atlantik muss vor einem getauchten U-Boot abgedreht werden. St. Kilda wird in 10 sm Abstand passiert.

02.05.1918

Bei diesigem Wetter Kurs auf Inistrahull. Steuerbord voraus kommt nachmittags die Rathlin-Insel am nördlichen Eingang des Nordkanals in Sicht. Wegen schlechter Sicht wird die schmale Stelle im Nordkanal nachts unter Wasser auf 40 m Tiefe passiert.

03.05.1918

Um 5:40 Uhr wird aufgetaucht. Neben 3 Zerstörern ist ein nach Belfast einlaufender Tankdampfer zu sehen.  Zwischen 9 und 12 Uhr muss verschiedenen Bewachern ausgewichen werden. Zwei nehmen die Verfolgung auf und eröffnen ein wirkungsloses Trommelfeuer auf U 54. Auf der Höhe der Insel Man wird ein getauchtes feindliches U-Boot gesichtet. SS RosstrevorDieses schießt dem abdrehenden Boot am Bug vorbei. Eine zweite Torpedolaufbahn, wohl von einem anderen U-Boot, wird gesichtet. Der Torpedo springt aus dem Wasser und geht ebenfalls am Bug vorbei. Beim Abdrehen läuft ein dritter Torpedo in 10 m Abstand an der Bordwand vorbei. Um 20 Uhr kommt ein Dampfer (wahrscheinlich der brit. Dampfer “Rosstrevor” aus Dublin) auf Zickzackkurs querab in Sicht. Tauchend wird der Angriff angesetzt. Der abgefeuerte C/03 Torpedo mit 3 m Tiefeneinstellung ist ein Fehlschuss. Wahrscheinlich wurde die mit 10 sm geschätzte Geschwindigkeit des Dampfers unterschätzt, da der vermutete Dampfer mit Doppelschrauben angetrieben wurde und sicher 12-14 sm gelaufen war.

04.05.1918

Im St.-Georgs-Kanal herrscht dicker Nebel, daher wird nachts auf 30 m getaucht gefahren. Vormittags wird mehrfach kurz aufgetaucht um die Batterien aufzuladen. Kurz nach Mittag werden 2 Detonationen mit 1 Minute Abstand wahrgenommen. Beim Auftauchen um 14:15 Uhr ist ein Bewacher in Sicht, mit dem ein Artillerieduell begonnen wird. Dieser feuert aus zwei Geschützen Kaliber 10-12 cm. Nachdem Flieger und ein Luftschiff eintreffen, taucht U 54. Drei Wasserbomben und vier Fliegerbomben werden auf das getauchte Boot abgeworfen. Um 18 Uhr ist das Luftschiff immer noch in nächster Nähe. Es wird weiter getaucht. Erst um 22:30 Uhr kann die Fahrt nach Smalls Rock über Wasser fortgesetzt werden.

05.05.1918

Bei stiller, ölglatter See sind mittags ein Zerstörer und Fischdampfer voraus auf Gegenkurs. Nach kurzem Tauchen wird über Wasser weitergefahren. Kurz darauf werden um 0:10 Uhr ein kleiner Kreuzer und 5 Zerstörer gesichtet. U 54 versucht, sich anzuhängen, wird aber von einem Zerstörer gesichtet, der auf das Boot zudreht. Im Abstand von 1.500 m wird getaucht. Es ist sehr diesig. Nach baldigem Auftauchen ist nichts mehr in Sicht. Dicker Nebel kommt auf. Im Nebel tauchen um 06:30 Uhr plötzlich 2 Bewacher 50 m vor dem Bug auf. Nach Schnelltauchmanöver zunächst kein Wasserbombenangriff. Bei der Weiterfahrt unter Wasser werden hinter dem Boot sieben Detonationen gehört, wohl auf einen beim Lenzen entstandenen Ölfleck. Mittags wird aufgetaucht und Kurs auf Milford genommen. Nachmittags kommt nach 16 Uhr ein großer Dampfer mit Bewachern rundum in Sicht. Wegen ungünstiger Stellung nahe der Küste kann U 54 nicht in eine günstige Angriffsposition kommen und den Dampfer aufgeben. Der Kommandant nimmt an, in der Milford-Bucht zu stehen und dreht nach Süden ab. Ein Bewacher bemerkt das U-Boot und schießt einen roten Stern ab. U 54 versucht zu täuschen und schießt ebenfalls einen roten Stern, jedoch ohne Erfolg. Daraufhin setzt starker Beschuss ein. Die Schüsse liegen nah am Boot, das auf Westkurs ausweicht. Um 20 Uhr klart es etwas auf. Ein Tankdampfer (vermutlich der brit. Dampfer “Claddagh”) mit Bewachern taucht auf und wird mit G6/AV-Torpedo angegriffen. Wieder ein Fehlschuss. Die Laufbahn wurde in der ölglatten See gesehen und der Dampfer dreht rechtzeitig ab. U-54 taucht ab, unterläuft einen der zehn Bewacher und wird mit 6 Wasserbomben in größeren Abständen angegriffen. Kurz nach 23 Uhr wird in der Dunkelheit wieder aufgetaucht und Milford angesteuert.  

06.06.1918

Nachts wird mehreren Bewachern und einem Segler, in dem eine Falle vermutet wird, ausgewichen. Da das weitere operieren unter Land bei der glatten See wenig Sinn macht, wird Kurs auf die Convoistraße bei den Scillys genommen. Dort kommen 6 Bewacher in Querlinie auf Gegenkurs und werden untertaucht. In der Nacht sind alle Leuchtfeuer der Scillys und Landsend in Sicht.

07.05.1918

10 sm südlich von Landsend wird vormittags vergeblich auf Verkehr gewartet. Daher wird näher an die Küste gesteuert, wo dicht unter Land ein Kabeldampfer (vermutlich brit. Dampfer “Southern Coast”) fährt. Unmittelbar nach dem Schuss mit C/03-Torpedo ändert dieser den Kurs, so dass der Torpedo vorbeiläuft und an Land mit einer kolossalen Schmutzwolke detoniert. Von Bewachern verfolgt taucht U 54 und wird mit vier schweren Wasserbomben angegriffen. Die nahen Explosionen verursachen am Stopfbuchsenflansch des vorderen Sehrohres Lockerungen und Leckagen. Erst in der Dämmerung um 22:40 Uhr wird wieder aufgetaucht und Nordostkurs gesetzt.

08.05.1918

Im Bristol-Kanal wird nachts um 3:14 Uhr der Dampfer “Princess Dagmar” mit Heckschuss angegriffen. Der Dampfer wird im vorderen Laderaum getroffen, gerät in Brand und sinkt bald. U 54 fährt an die Rettungsboote heran um den Namen festzustellen. Die Mehrzahl der Besatzung war ertrunken oder schrie -auch der Kapitän- aus dem Wasser heraus. Ein Rettungsboot wurde gefunden. 13 Mann kamen beim Längsseitsgehen an Deck des U-Bootes, werden jedoch später bei einem Tauchmanöver wegen eines in Sicht kommenden Zerstörers ihrem Schicksal überlassen. Nach dem Auftauchen ist nichts in Sicht.

Nur eine halbe Stunde später kommt um 05:10 Uhr ein weiterer Dampfer in Sicht, ein Unterwasserangriff wird angesetzt. Der Torpedo trifft den brit. Dampfer “Dux” im achteren Maschinenraum. Der Dampfer sinkt sehr bald. Der Kapitän wird von einem Rettungsboot aus an Bord genommen um ihn über Dampferwege auszufragen. Trotz schwerster Drohungen gibt dieser an, nichts zu wissen. Er bleibt für zwei Tage an Bord.

FT-Obergast Georg Haidt:

“Der Kalender zeigte uns den 8. Mai an. Ein eleganter Dampfer näherte sich uns schon in aller Frühe. Größe 8000 Tonnen. Auf 300 Meter im Überwasserangriff erhielt er in die Kesselanlage einen Torpedo. Mittschiffs riß das Schiff auf, und donnernd explodierten seine Kessel. Wie Stein versank er. Zwei Minuten dauerte die Sache. Der Kapitän wurde aufgenommen. Er war erledigt. Zu allem, was er sah, schüttelte er den Kopf, auch als noch Dutzende von Flugzeugbomben um uns ins Wasser krachten. Wir erfuhren weder seinen Namen noch seine Nationalität. Während wir bei geschlossenen Schotten Zither und Laute spielten, saß er bleich und starr vor Entsetzen uns gegenüber. Doch nicht lange sollte er die ihm ungewohnte Umgebung genießen.”

Am Morgen läuft das Boot auf die Küste zu und muss Seglern ausweichen. Ein Angriff auf einen Dampfer ist wegen der geringen Wassertiefe von nur 16 m nicht möglich. Kurz nach 13 Uhr wird wieder aufgetaucht. Um 17:50 Uhr kommt ein Segler in Sicht, in dem eine U-Boots-Falle vermutet wird. Um dies zu testen, wird auf   3.800 m Entfernung ein gut liegender Schuss auf den Segler abgegeben. Sofort erwidert dieser aus drei Geschützen unter Verwendung von Granaten mit starker Splitterwirkung das Feuer. U 54 läuft wegen der nahen Einschläge unter Wasser ab. Die zu Beginn der Nacht auf zwei Dampfer versuchten Angriffe müssen abgebrochen werden. Einem Vierschornsteinzerstörer, der zunächst für einen Dampfer gehalten wird, muss unter Wasser ausgewichen werden.  

09.05.1918

Im Bristol-Kanal ist sehr klares Wetter ohne Seegang. Kurs auf die Konvoistraße Landsend - Milford. Am Vormittag taucht ein Flieger auf. Nach dem Schnelltauchen fallen 4 Wasserbomben. Erst nach mehr als einer Stunde ist der Flieger außer Sicht, so dass aufgetaucht werden kann. Nach 14 Uhr tauchen ein Zerstörer und Bewacher auf. U 54 läuft den Bewachern getaucht entgegen. 5 Wasserbomben werden geworfen. Da nicht davon auszugehen war, dass das Boot gesichtet wurde, nimmt der Kommandant an, dass die Bewacher öligem Kielwasser gefolgt sind. Die Verfolger werden unter Wasser mit Zickzackkursen bei hoher Fahrt abgeschüttelt.

10.05.1918

In der Nacht ist es im Bristol-Kanal windstill und sehr dunkel. Nach Mitternacht kommt von Norden ein Dampfer in Sicht. Mit Heckangriff wird ein C/03-Torpedo abgefeuert, der unter der Brücke trifft. Der Dampfer dreht und läuft auf das Boot zu. Da er keine Schlagseite zeigt und die Maschine noch läuft, erfolgt ein zweiter Angriff mit G 6-Torpedo. Nach dem Treffer am Schornstein bricht der Dampfer “Wileysike” in der Mitte auseinander und versinkt innerhalb von drei Minuten. Auf der Suche nach den Rettungsbooten werden viele Besatzungsmitglieder schwimmend angetroffen. 5 Mann, davon 2 Verwundete, hatten sich auf ein Floß gerettet. Ein Rettungsboot mit wenigen Leuten wird nach einer Viertelstunde gefunden. Diese geben an, dass der Kapitän ertrunken sei. Der an Bord des U-Bootes befindliche Kapitän der “Dux” wird mit in das Rettungsboot gesetzt.

FT-Obergast Georg Haidt:

“Schon am 10. Mai konnten wir einen von Cardiff kommenden Kohlendampfer mit 10 000 Tonnen torpedieren. Es war ein zäher Kerl, der noch im Sinken uns zu rammen versuchte. Nur wenige Überlebende konnten sich auf einem Boote retten. Damit diese sich nicht so vereinsamt fühlten, schickten wir ihnen noch unsern „stillen Kapitän“ auf ihr Boot. Ob er da auch mit dem Kopf geschüttelt hat? Wir konnten es nicht feststellen.”

Danach wird der Marsch fortgesetzt. Um 05:30 Uhr versucht Oblt. z.S. von Ruckteschell einen in Sicht gekommenen Dampfer anzugreifen. Da es bereits zu hell ist und Bewacher in der Nähe sind, muss U-54 tauchen. Obwohl der Dampfer nur mit Vergrößerungsglas zu erkennen ist, wird auf 1.500 m Entfernung ein C/03-Torpedo abgefeuert. Ein Fehlschuss. Beim Ablaufen untertaucht U 54 mit halber Fahrt einen Bewacher. Als sich das Boot unter dem Dampfer befindet, ist ein scharrendes Geräusch zu vernehmen und ein kurzes, starkes und ruckartiges Haken im Boot zu verspüren. Nach dem Auftauchen wird es von zwei Bewachern gesehen, die dies per Funk melden. Da damit ein weiteres operieren unter der Küste aussichtslos erscheint, entschließt sich der Kommandant um 11 Uhr die Rückfahrt anzutreten. Es sind nur noch ein C/03 und ein G 6 AV-Torpedo vorhanden, wobei letzterer zurückgestellt werden muss, da er schlecht zu regeln ist und in ihm bei einer Untersuchung eine Kneifzange gefunden wird. Die Fahrt geht um Fastnet Rock, um bei dem für diese Gegend von U 107 (Oblt. z.S. Kurt Slevogt) gemeldeten regen Dampferverkehr noch den letzten Torpedo einzusetzen und eventuell mit Artillerie Erfolge zu erzielen. Am Abend kurz nach 20 Uhr erneute Sichtung durch ein Patroullienboot, das eine Funkmeldung absetzt. Ein in Sicht gekommener Zerstörer wird untertaucht. Dieser wirft an der Tauchstelle 10 Wasserbomben. Ab 22:20 Uhr wird die Fahrt wieder über Wasser fortgesetzt.

11.05.1918

An der Südküste Irlands muss vormittags einem Zerstörer auf Sehrohrtiefe ausgewichen werden. Am Abend ist Fastnet Rock erreicht, es ist jedoch kein Schiffsverkehr in Sicht. Dafür werden auf den Bergen an Land überall Feuer gesehen, die stark qualmen. Es wird vermutet, dass damit vor im Gebiet operierenden U-Booten gewarnt werden soll.

12.05.1918

Da im Abstand von 2 - 10 sm vor der Küste zwischen Fastnet und Galley Head keine Handelsschiffe angetroffen werden, wird der Rückmarsch mit Kurs Nord fortgesetzt.

13.05.1918

Nachdem über F.T. in den Nordkanal einlaufende Geleitzüge gemeldet werden (u.a. von UB 64, Oblt. z.S. Otto Schrader), wird Kurs auf Inistrahull genommen. Außer einem großen Ölfleck an der gemeldeten Position eines Geleitzuges wird jedoch nichts gesichtet und wieder Nordkurs gesteuert.

14.05.1918

Mittags wird St. Kilda erreicht.

15.05.1918

Um 7 Uhr wird kurz vor dem Eintritt in die Nordsee ein Fesselballon mit einem Schiff darunter bemerkt. Viele Bewacher kommen in Sicht, die das U-Boot jedoch nicht bemerken. Nachdem mittags die Nordsee erreicht ist, wird Kurs auf die norwegische Küste bei Lister genommen.

16.05.1918

Nachmittags wird kurz vor der Küste ein holländischer Segler angehalten und kontrolliert. Danach fährt U 54 die norwegische Südküste im Abstand von 3,5 sm entlang. Nachmittags kommt plötzlich ein kleines Fahrzeug von Land her auf das Boot zu und wird für einen U-Boots-Jäger gehalten. Beim Tauchmanöver brennt die Hauptsicherung der Kommandobrücke durch und die Preßluft-Ausrückvorrichtung des Tiefenruders versagt. Das Boot sackt auf 58 m Tiefe ab bevor durch Preßluft in alle Tanks und Maschinenregelung das Auftauchen gelingt. Das von Land kommende Fahrzeug entpuppt sich als norwegisches Küstentorpedoboot, das U 54 nun zwei Stunden lang mit 0,5 sm Abstand folgt. Hirtshals wird angesteuert.

FT-Obergast Georg Haidt:

“Bei sonnigem, freundlichem Wetter fuhren wir dicht an der norwegischen Küste entlang nach Süden. Da steuert plötzlich ein Zerstörer mit hoher Fahrt auf uns zu. „Alarm, Schnelltauchen!“ Etwa 8000 Liter Wasser kamen mit ins Boot, und wir rutschen nun mit 30 Grad vorlastig auf 89 Meter Tiefe ab. Mit Ausnahme des Lichtes versagen alle Apparate. Preßluft in alle Tanks! Das Boot schießt mit 40 Grad achterlastig hinauf, steht vorne weit aus dem Wasser. Rutschen wir erst vorwärtig, so diesmal alle achteraus. In der Ölmaschine ist ein Flansch nach außenbord geplatzt. Wasser strömt hinein, und oben ist der Zerstörer. Endlich liegt das Boot auf ebenem Kiel. „Raus an die Geschütze!“ Als was entpuppt sich nun der Zerstörer? Als ein Norweger! Nur fünfzehn Minuten hat die Taucherei gedauert, doch schrecklich aufregende fünfzehn Minuten. Eine Stunde lang begleitete uns der Norweger freundlichst. Wir setzten die englische Flagge, und zum Abschied brüllten die harmlosen norwegischen Krieger: „Hip, hip, hurrah, England“.

 

17.05.1918

Im Skagerrak sind die Nebelsignale von Höjen-Feuer zu hören. Da es aufklart, wird der Marsch um Skagen fortgesetzt. Südlich von Skagen kommt UB 65 (KL Martin Schelle) in Sicht. Man vereinbart die gemeinsame Fahrt durchs Kattegat. Vor der Einfahrt in den Sund wird die Dunkelheit abgewartet. Beide Geschütze sind schussklar besetzt, je 10 Granaten liegen bereit. Ein Wachtorpedoboot kommt in Sicht, worauf ein Signalstern geschossen wird.

18.05.1918

Mit Geleit wird die Sundsperre passiert. Durch den Fehmarnsund führt ein Lotse bis zur Holtenauer Schleuse. Der Kaiser-Wilhelm-Kanal wird durchfahren und dann längsseits SMS Hessen festgemacht.

19.05.1918

SMS OdinUm 01:50 Uhr wird die Fahrt elbabwärts mit Lotsen fortgesetzt und um 08:55 Uhr in Wilhelmshaven längsseits der seit 1917 als Wohnschiff genutzten SMS Odin festgemacht.

Auf der Fahrt wurden 4.528 sm über Wasser und 382 sm unter Wasser, insgesamt 4.910 sm zurückgelegt.

F.T. Obergast Georg Haidt beschreibt den Beginn der Fernunternehmung:

 

„Klar zum Manöver! Leinen los! Beide Maschinen große Fahrt voraus!“ So erscholl auf U 54 am 21. April 1918, einem herrlichen Sonntag, ein Befehl nach dem anderen. Rasch wurden die Kommandos ausgeführt, und kurze Zeit später lag die Schleuse hinter uns. Unser neuer Kommandant, ein alter, erfolgreicher U-Bootsfahrer, der früher als Erster Wachoffizier auf U 57 stand und dann UB 34 befehligte, unternahm eine Probefahrt nach Helgoland.

Vier Tage später, am nächsten Donnerstag, fuhren wir durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal nach der Ostsee und lagen um dreizehn Uhr an der Landungsbrücke in Sonderburg. Damit hatte unsere Fernfahrt ihren Anfang genommen.

„Fünfeinhalb Stunden Hafenurlaub!“ Das war eine Nachricht, die allgemein Begeisterung auslöste. Auf Wunsch unseres „Alten“ sollten wir gleich in Fernfahrtpäckchen losziehen. Eine nach Armeebegriffen kunterbunte Gesellschaft holzte nun an Land. Offiziere und Mannschaften sah man da, bekleidet mit Pudelmützen, Isländern, Seestiefeln, Südwestern, Lederanzügen, friedlich auf der Straße lustwandeln. Für den Gamaschendienst in den Garnisonen war das allerdings ein seltsamer Aufzug, doch für den verantwortlichen Posten au den Unterseebooten eine geradezu unentbehrliche Notwendigkeit.

Unsere Stimmung war großartig. Ein jeder fühlte, dass er für seinen „Alten“ von heute an durchs Feuer ging; er ist ein „feiner Kerl“, das höchste Lob, das wir zu spenden imstande waren.

Ein Hauptmann von der Infanterie, wahrscheinlich noch nie im Felde gewesen, „unabkömmlich“, begegnete uns. Ganz verdutzt blieb er stehen und fragte: „Seid ihr denn überhaupt auch Soldaten?“ – „Jawohl, Herr Hauptmann, U-Bootfahrer vom Himmelfahrtskommando!“ entgegnete unser himmellanger Obermatrose Knud Iversen aus Apenrade und knallte die Hacken zusammen. Von uns allen konnte er das noch am besten; denn er war schon in Friedenszeiten schleswig-holsteinischer Musketier. Kopfschüttelnd ging die Landratte weiter und murmelte deutlich hörbar etwas von „Seeräubern“.

Achtzehn Uhr fünfundvierzig Abfahrt! Doch vorher gab es noch eine nette Episode. Es hatte sich in dem kleinen Städtchen herumgesprochen, dass ein Front-U-Boot im Hafen lag. Das war für die Bewohner etwas Seltenes. Eine Unmenge neugieriger und begeisterter Leute versammelte sich an der Landungsbrücke. Vornehin drängten sich naturgemäß die Kinder. Die letzten Kupfer in der Börse – denn mehr birgt eine Seemannsbörse nicht, wenn er auf „Große Fahrt“ geht – kratzten wir nun zusammen und warfen dieses Kleingeld mit recht patriotischem Schwung unter die Kinderschar. Hei, das gab eine Balgerei! Späße flogen hin und her. Ein vergnügter Abschied.